OPERA®EVOLUTION

Die Villa Vigoni am Comer See bietet die perfekte Kulisse für #WORKATION – und eine perfekte Stage für die von Sara Beimdieke (Köln), Danielle Ward-Griffin (Houston) und Emanuele Senici (Rom) organisierte Konferenz »Opera and Television in Transnational Perspective, ca. 1950-2000«


Mich hat dabei die OPERA®EVOLUTION interessiert – eine Lecture in zwei Akten, gerahmt von einer Ouvertüre und einem Finale:

OUVERTÜRE – Classical Opera: STAGE AS SCREEN
ACT 1 – Radio Opera: SONIC STAGINGS
ACT 2  – TV Opera: SCREEN AS STAGE
FINALE – Web Opera: POST_PRESENT ST_AGES

Die Musikkultur lebt von der viel beschworenen ›Liveness‹ und feiert die Performativität körperlicher Co-Präsenz von Publikum, Darsteller*innen und Szene. Das gilt auch für die Oper, die infolge technologischer Umschwünge eine ®evolution im Zeichen der Entgrenzung durchlaufen hat: Schon mit dem Bau immer größerer Opernhäuser im Zeitalter bürgerlicher Aufklärung wurde die Bühne zum vom Publikumsraum entgrenzten Guckkasten – der gewissermaßen als Bildschirm/screen verstanden werden kann; umso mehr gilt das für ihre Ausweitung durch audiovisuelle Medien der Speicherung und Reproduktion – namentlich Radio, Fernsehen und Internet – was zur Ausbildung neuer Formen von Musiktheater führte…

ZUGABE: Glasses as Screen 😎

✨TECHNO | XENO | GENDER✨

»Nicht erst seitdem ein Leben und Tanzen im 
›Techno-Metaversum‹ von queeren Elfenwesen und 
alienesken Cybernymphen in einer Art Techno-Cos-
Play zelebriert wird, gilt der Rave als Ort, um die 
Fesseln heteronormativer und binärer Genderkonzepte 
abzustreifen. Mit ihren Wurzeln im Afrofuturismus, 
ihrem Kampf gegen Verdrängung und Vereinnahmung und
ihrer Faszination für Technologie ebenso wie für 
Transzendenz;  mit ihrer ausgesprochenen Sehnsucht 
nach einer neuen, sicheren, emanzipatorischen und 
antikolonialen Heimat ›outa space‹ oder ›under 
water‹ verkörpern House, Trance und die Techno-
kultur das Potential einer diversen und fluiden 
Sphäre für grenzenlose Identitätskonstruktionen.«

So der Ankündigungstext von TECHNO | XENO | GENDER – dem Beitrag der Ausstellung TECHNO WORLDS zur Museumsnacht am 8.6.2024 in der wundervollen Dresdener robotron-Kantine.

Das Set-up der Veranstaltung:

    • DJ-Set GOLDIE (Resident objekt klein a, Dresden)
    • LECTURE Prof. Dr. Anna Schürmer (HfMT Köln)
    • PANEL TALK mit Ulla Heinrich (Missy Magazin), Amina Adamu aka Goldie (Dj /Booker) und Melissa Kolukisagil (İÇ İÇE Festival).
    • Konzert CHICKS ON SPEED

Und hier das Set-up meiner Lecture:

    • #0       INTRO: Set-up
    • #1       HETEROTOPIEN: Verwirklichte Utopien
    • #2       DE|HUMAN: Zurück in die Zukunft(smusik)
    • #3       QUEERDENKEN: Binaritäten dekonstruieren
    • #4       BLACK TO QUEER FUTURES: Diverse Zukunftsmusik
    • #5       OUTRO: Futuring Queertopia 

A new sample; a new loop. Intensity. The music wraps 
itself around you, takes you, and constantly brings 
you to the edge, a reminder of our capacity for 
feeling, […] of the erotic […]; the climax or musical 
›money shot‹ comes when this limit is reached or 
crossed. […] But techno is much kinkier than that. 
This is a music of endurance, of going and going and 
going. […] Edging […] Sonic edge play: dance music 
that takes you to a peak, puts you on the edge, and 
holds you captive in the pleasure over and over for 
extended periods of time. The final release occurs 
when the night ends. […] Techno suggests a kind of 
sonic brutalism, a music to riot with […], the high-
octane Black frequencies of techno becoming an 
immersion in insurrection – frequencies that inflict 
an insurrectionary voltage. […] Outside: noise, 
disorder. Inside: sweat, erotic release, other 
beginnings. Refusal. For queer-of-color life, these 
practices of refusal work as a fire alarm system that 
signals the state of emergency […], a sonic resistance 
to life as contents under pressure. […] Techno, the 
sound of queer insurrection, this dramaturgy of 
discontent, needs to be loud to make sense because it 
is music that happens to you, mediated by speaker 
towers and subwoofers. But techno is perhaps less 
about puncture or discomfort and more about immediacy
— the immediacy of sweating, feeling, vibrating, 
touching, dancing. […] Rave is the temporary autonomous 
zone where we create spaces of release—not utopia, not 
freedom, not safety. Release. The soundtrack of this 
insurrectionist refusal highlights the discontent, or 
disgust, with the here and now, using sound to usher in 
a demand for something, anything that is not the holding 
pattern of a devastated present. […] [T]echno as queer 
insurrectionist sonic, made Black again by Black, 
queer, trans, and femme DJs and party crews, is the 
soundtrack to our emergency demand for something else.

madison moore:»A (Queer) Techno Manifesto«

künstlerisch intelligent

 

Bei der 77. Frühjahrstagung des Institut für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt (INMM) in Darmstadt (3.-6.4.2024) wird das Assoziationsfeld ›künstlerisch intelligent‹ ins Zentrum gestellt: »Dabei geht es weniger um eine Präsentation kompositorisch möglich gewordener Verfahrensweisen als vielmehr um die Frage nach dem Verhältnis von technischer Innovation und künstlerischem Ausdrucks- und Reflexionspotenzial. Der Allgegenwart von ›künstlicher Intelligenz‹ wird also die Suche nach der grundsätzlichen ›künstlerischen Intelligenz‹ gegenübergestellt.«


In meiner Keynote AB- UND ZU-HÖREN habe ich die Überlegungen weitergedacht, die ich mit Maximilian Haberer und Tomy Brautschek in unserem Projekt ACOUSTIC INTELLIGENCE angestellt haben…

 

Begriffe wie Abhören und Gehorchen fußen ohrenscheinlich auf akustischer Terminologie – und sollten damit auch Gegenstand der Musik(forschung) sein. Zumal in Hörweite künstl(er)i(s)cher Intelligenzen, die Sound mithilfe von Daten nicht nur generisch re_produzieren, sondern auch rezipieren – und also Acoustic Intelligence beweisen. Nicht von ungefähr bezeichnet dieser Terminus militärische Lauschangriffe auf maritimem Terrain und legt damit machttheoretische Resonanzen frei; zugleich werden in der Assonanz des Begriffs Fragen nach musikalischer Intelligenz und Anklänge an die Artificial Intelligence lautbar. Die Lecture richtet ihr Ohrenmerk auf verschiedene Szenarien menschlichen und non-humanen Ab- und Zu-Hörens: Von panakustischen Überwachungsszenarien über sozio_ästhetische und maschinelle Praktiken des Hörens bis hin zu künstlichen künstlerischen Intelligenzen…

KONTAKTE – Musiken | Medien | Kulturen

In meinem zweiten Semester als Juniorprofessorin an der Hochschule für Musik und Tanz (HfMT) Köln verantworte ich die Ringvorlesung – mit der ich zwischen 10/2023 und 2/2024 das Feld meiner Forschung und Lehre abstecke: MUSIKEN | MEDIEN | KULTUREN – wofür ich tolle Referent:innen gewinnen konnte – siehe hierfür weiterführend: PROGRAMM_RV_KONTAKTE


Den ersten Termin der Reihe am 11. Oktober 2023 habe ich für meine offizielle Antrittsvorlesung genutzt. Tatsächlich aber soll und kann die ganze Reihe als eine Art dezentralisierter Antritt verstanden werden… Der großbegriffliche Rundumschlag MUSIKEN | MEDIEN | KULTUREN – noch dazu im Plural – mag ein bisschen größenwahnsinnig wirken… Aber wann wenn nicht in einer Antrittsvorlesung? Hier meine Thesen:


SOUND-MAPPING: Die akustische Vermessung der Um/Welt


Deutschlandfunk | 21.05.2022 | Atelier neuer Musik | 22:05-22:50


Mitte der 1970er Jahre erschloss der Komponist Raymond Murray Schafer mit dem Konzept der Soundscapes neues Terrain, indem er den »Stimmungen der Welt« lauschte. Etwa zeitgleich lenkte Bernie Krause mit seinen Fieldrecordings das Ohrenmerk auf die Klänge der Natur. Mit der Bioakustik stieß er ein Feld künstlerischer Forschung an, das angesichts des Klimawandels heute besondere Relevanz entfaltet. Aktuell betreiben Künstlerinnen und Künstler wie Christina Kubisch und Udo Noll sonische Feldforschung, d.h. Sound-Mapping – indem sie Soundscapes von Natur, Kultur und Technik in den Sweet Spot rücken.

Netzkünstler Udo Noll hat mit seiner Plattform radio aporee  eine Art akustisches und nutzergeneriertes Google Earth  konzipiert – auf der Fielrecordisten ein weltweites Netz an Klängen errichtet haben. Besuchern erlaubt die Plattform, mit den Ohren zu reisen…

Klangkünstlerin Christina Kubisch betreibt mit ihren Electrical Walks betreibt Christina Kubisch eine besondere, technisch inspirierte Art des ›Sound-Mapping‹ – die hörbar macht, wie sehr die Umwelt mittlerweile von menschlicher Kultur und Apparaten durchdrungen ist: »Das Prinzip ist, dass man über hochsensible Kopfhörer magnetische Felder hörbar macht.« Und noch ein weiterer Aspekt der akustischen Welterschließung interessiert Christina Kubisch im Rahmen ihrer Electrical Walks – nämlich der performative Akt des Hörens beim Gehen…

 

»Digitale Im|Perfektion« – der Fehler als kreativer Faktor

rauschen - noiseUnter den Vorzeichen digitaler Perfektion spielen Störungen eine entscheidende ästhetische Rolle. Mehr noch aktualisieren sie das (post)modernistische Fortschrittsdenken: Wenn das Material ausgeschöpft ist und technischer Perfektionismus den menschlichen Genius überholt – nimmt dann der Fehler strategisch die Rolle der Innovation ein?

>>> Feature | SWR2 #JetztMusik | 8.5.2020, 23.03-24.00h

Von den interferierenden Decodierungen Alexander Schuberts, über die irritierenden Spielereien mit der Ästhetik des Fehlers von Hannes Seidl und Gordon Kampe, bis zur den rauschenden Glitches von Noise-Artist James Hoff: : Imperfektionen werden bei jener Künstlergeneration zum kreativen Faktor, die das Digitale als Konzept und Material medienästhetisch nutzbar macht.

Selbstbildnis mit Fehler: Alexander Schubert nutzt mit seiner ›Band für aktuelle Musik‹ Decoder die »Ästhetik des Fehlers« als audiovisuelles Werkzeug.
»Dies wäre der nächste Schritt für lernende Maschinen: Menschliche Fehler zu begehen… « – Mittels Computerviren lässt Noise-Artist James audiovosuelle Genres ekstatisch kollidieren.

Post- und transhumanistische Konzepte geistern durch Medien und Kultur. Sie eint der Glaube an die Überwindung des Menschseins – und doch handeln sie gerade vom Menschen: DE/HUMAN! Die als ›Live-Feature‹ konzipierte Lecture-Performance tastet nach einer Zukunftsmusik jenseits des Menschen: Am 4.4.2020 im Deutschlandfunk und am 8.4.2020 im Salon des Amateurs!



AUFFÜHRUNGEN


 

Beim Forum neuer Musik 2020 des Deutschlandfunk springt die zeitgenössische Musik dem Tod von der Schippe: Künstlerische Beiträge sowie journalistische Wissens-Formate entwickeln  Perspektiven auf das Sterben und die (Un)Endlichkeit. Am 4.4.2020 fragt das Kollektiv ›De|Human‹: Posthuman, all too human?


 

Im Salon des Amateurs tastet das Mini-Festival De|Human am 8.4.2020 in drei Performances und einem DJ-Set audiovisuell in eine Zukunft, die Natur und Kultur, Kunst und Technik wieder zusammendenkt.



ACTS


Transhuman Art Critics
›Kraftwerker‹ Emil Schult und Emma Nilsson betrachten die audiovisuelle Evolution der elektronischen Musik: Archäologische Funde vereinen sich mit der Wahrnehmung der Zukunft.

 

Lust + Rätsel
Christian Jendreiko begreift Mensch und Maschine als endliche Automaten, die in loser Koppelung verschmolzen werden können: als ›Netzixstenzen‹ und  generative Assemblage.

 

Das Qualleninstitut versteht sich als eine elastische, fluide und diaphane Stätte zwischen Wissenschaft, Medien und Kunst, denn:  Medusen besitzt das Potential, Welt neu zu denken.

 

Body Sound Network
Kseniya Prytula und Martin Hoffmann bringen mit ihrem Interface-Anzug die Mensch-Maschine-Interaktion zum Klingen: Die Rückkehr der Körperlichkeit in einer Welt diskreter Datenströme!

((((A.I.2020))))

„Acoustic intelligence“ ist ein Begriff der militärischen Überwachung und beschreibt den Informationsgewinn durch das Speichern und Prozessieren akustischer Phänomene. Bei der Jahrestagung der GfM-AG Auditive Kultur und Sound Studies 2020 wurde dieser Begriff in einem weiteren Sinne verstanden: Acoustic Intelligence: Hören + Gehorchen. Aus dieser Perspektive wird das Ohrenmerk auf die Herausbildung akustischer Überwachungs- und Reglementierungsprozesse gelegt und rücken zugleich  maschinelle agencies in den Fokus, beispielsweise in Form selbstlernender Algorithmen und Künstlicher Intelligenzen.

Beispiele für ein solches Musikdenken finden haben zwei Kollegen  und ich für den Blog der AG »Auditive Kultur und Sound Studies« unter dem Stichwort Sound Matters zusammengestellt:

  • Maximilian Haberer thematisiert DIE STILLE DES ABHÖRENS, denn: Abhören als Mittel der Spionage kann in der Regel nur unbemerkt gelingen und ist idealtypisch zunächst eine stumme Tätigkeit. Doch wie in Spionagefilmen wie „Das Leben der Anderen“ oder „The Conversation“ dargestellt, ist zumindest die Stille des Abhörens auf Tonband nur vermeintlich. Denn spätestens beim Anhören der Bandaufnahme wird die Tätigkeit des Abhörens selbst lautbar: Vom sanften Rauschen des Tapes über das plötzliche Hoch- und Runterschnellen der Stopp-Taste, bis hin zu den geisterhaften Geräuschen des Vor- und Zurückspulen des Bandes.
  • Tomy Brautschek interessiert sich für  DIE ÄSTHETIK DER DURCHSAGE, denn: Regieanweisungen in der Tonproduktion erfolgen im Studio in der Regel via Talkbackfunktion aus dem Kontroll-  in den Aufnahmeraum. Was zunächst als kommunikative Überbrückung der akustisch-räumlichen Trennung im Studioapparat installiert wurde, kann unweigerlich auch als Machtinstrument dienen. Der Klang der durch das Talkback übertragenen Stimme erinnert hierbei an die Soundästhetik der Durchsage, bei der Informationen vornehmlich als Anweisungen oder Kommandos über elektroakustische Sprachverstärker übermittelt werden und somit in einem Spannungsfeld zwischen Hören und Gehorchen bewegen.
  • Ich selbst verweise in meinem kleinen Beitrag ELEKTROAKUSTIK, EIN MISSBRAUCH VON HEERESGERÄT auf den bellizistischen Ursprung der elektronischen Musik: Dass sich nachrichtendienstliche Kommunikationssatelliten und Elektroakustik derselben Mittel bedienen, zeigt etwa die fast baugleiche Architektur von Karheinz Stockhausens 1970 bei der Expo in Osaka präsentiertem Kugelauditorium und den Abhöranlagen der NSA aus dem Kalten Krieg: Hören + Gehorchen ist also nur eine weitere Spielart Von ›Arts‹ zu ›Arms‹.
NSA Abhöranlagen in Bad Aibling
Kugelauditorium Osaka 1970

SUBLIME ÄSTHETIKEN

no apokalypse not now

Die Apokalypse überfordert, sie floriert ästhetisch zwischen Ehrfurcht, Irritation und Schrecken. In meinem Impulsvortrag SUBLIME ÄSTHETIKEN zur Premiere von Ariel Efraim Ashbels no apokalypse not now am 6.12.2019 im Düsseldorfer Forum Freies Theater (FFT) begreife ich das (Post-)Apokalyptische sozioästhetisch und via Abstecher über Kino und TV, Klimawandel und Anthropozän, Maschinen-Herrschaft und Technoästhetik, 9/11 und unsichere Zukünfte. Dabei verfolge ich die These, dass Realität und audiovisuelle Imagination in einem Wechselverhältnis stehen, indem sich die real (empfundenen) Krisen in der (Pop-)Kultur, den schönen Künsten und den Wissenschaften ablagern und einen neuen Hang zu Gesellschaftskritik und Zukunftsprognose zeigen.